Sehnsucht nach uns – Isabel Shtar

Sehnsucht nach uns – Isabel Shtar Bruno kommt nach Hamburg um zu studieren. Lehrer möchte er werden und endlich seine Sexualität ausleben. Auf dem Dorf, unter Omas Obhut, war das eher schwierig und Bruno kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Schon nach den ersten Tagen in der Stadt, auf der Uni und in der Szene ist klar … Bruno ist eine naive Jungfer vom Land! Doch Bruno hat Glück und er lernt auf der Uni ein lesbisches Paar – Lea und Katrin – kennen und diese Mädls nehmen ihn unter ihre Fittiche.

Und dann läuft ihm Gideon über den Weg. Ein fantastisch aussehender Musikstudent. Und er ist auch noch schwul. Allerdings hält sich Bruno für ein graues Mäuschen und Gideon mit Freddie verbandelt. Also belässt Bruno es dabei, dass sie einfach Schwimm-Kumpels werden. Doch irgendwann kommt alles raus und Bruno stellt mit Erschrecken, Erstaunen und auch Entzücken fest, dass Gideon auf ihn steht. Nur Bruno hat die Zeichen einfach nicht erkannt.

Was als Trainingsgemeinschaft beginnt, wächst sich schnell in eine Freundschaft und schliesslich Beziehung aus. Jedoch ist diese Beziehung nicht konfliktfrei, denn Gideon und Bruno haben ganz unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Leben, der Freiheit und der Zukunft. Und das Leben ist im Fluss und hinter jeder Biegung können sich schöne, aber auch furchtbare Dinge verbergen.

Der Einstieg in das Buch war für mich nicht ganz so einfach. Isabel Shtar schreibt zwar sehr flüssig, witzig, aber auch ein wenig skuril. Sie spielt viel mit Klischees, macht ihre Helden aber nicht zu Übermenschen. Und wie sie menscheln dürfen. Brunos Familie ist grandios und nach diesem Buch war ich jedoch sehr dankbar für meine eigene Familie. Auch wenn Brunos Erzeuger irgendwo in Südamerika herumturnt, seine Mutter eher gefühlskalt ist und er von seiner Oma großgezogen wurde, ist die Familie dann da für ihn und unterstützt Bruno wo sie nur kann.

Gideon hingegen hat sich von seiner Familie losgesagt und hat nur noch seinen besten Freund Freddie, mit dem er sich eine Wohnung teilt, aber auch eine Art von Liebe die Bruno zu Beginn nicht versteht. Der lebenslustige und temperamentvolle Freddie wird ebenfalls ein Teil von Brunos Leben und doch wird er dann das Zünglein an der Waage bzw. an der Beziehung von Gideon und Bruno sein.

Die Autorin schickt den Leser auf eine richtige Achterbahn der Gefühle. Man lacht, leidet, hofft und trauert mit den Protagonisten von der ersten Seite an mit. Bruno entwickelt sich ungwöhnlich und trotz seine Landei-Images wird er ein richtig starker Charakter, der mich am Ende doch beeindruckt hat. Gideon hingegen wirkt erst sehr stark, selbstsicher und überlegen. Doch die Ereignisse und ihre Folgen gehen an seine Substanz und er verliert immer mehr an Bodenhaftung. Dennoch bleibt er liebenswert – auch wenn man ihn für eine Weile gar nicht mag, weil er sich auf so einem extrem Trip befinden.

Einen leichten Punktabzug gibt es für die erotischen Szenen. Es hat mich nicht gestört, dass die Autorin damit eher sparsam war. Leider wirkt manche Szene einfach lieblos und leidenschaftslos. Das fand ich dann doch etwas schade. Ausserdem hat das Buch in der Mitte ein paar Längen, über die man sich drüber hangeln muss.

Dennoch wurde ich von Bruno, Gideon und Co wunderbar unterhalten!

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