Zerbrochenes Glas – John Inman

Zerbrochenes Glas - John Inman

Für einen Autounfall mit Todesfolge musste Gordon Stafford für ein Jahr ins Gefängnis. Nun ist er wieder in Freiheit und leistet seinen Sozialdienst in einer Suppenküche ab. Um einen neuen Job bemüht er sich aber nicht und irgendwie lebt er einfach in den Tag hinein. Alkohol ist sein bester Freund, die Anrufe seiner Mutter fürchtet er und seine Wohnung, wie auch seine Person vernachlässigt er. Gordon ist tief gefallen. Vom gefeierten Star zum Totschläger, mit Selbstmordgedanken.

Bei seinem Sozialdienst lernt er den Einzelgänger Squirt kennen. Still, scheu und zurückhaltend. Doch Squirt ist ein Überlebender und hat ein gutes, großzügiges Herz. Und er ist mutig und klug, denn er rettet Gordon aus einer äußerst gefährlichen Situation, die für ihn hätte tödlich enden können. Aus einer flüchtigen Bekanntschaft, wird langsam eine zarte und zerbrechliche Freundschaft. Gordon und Squirt gehen sehr vorsichtig miteinander um und lernen sich langsam kennen und auch zu vertrauen. Gleichzeitig wächst zwischen ihnen eine sexuelle Spannung.

Das erste Mal seit Jahren erlebt Gordon so etwas wie Glück und auch Hoffnung. Erst ist Squirt ein Projekt, doch dann wird er mehr. Viel mehr. Ein Freund, ein Liebhaber, seine große Liebe. Doch Gordon spürt auch, dass Squirt etwas verbirgt und vor allem über seine Vergangenheit nicht reden möchte. Doch auch Gordon spricht nicht darüber. Zu groß sind Scham und Angst. Und noch immer quälen ihn die Schuldgefühle einem jungen Menschen das Leben genommen zu haben.

Zerbrochenes Glas ist ein unglaublich intensives Buch. Ich konnte es nicht in einem Rutsch lesen, auch wenn es sehr spannend und dicht geschrieben ist. Doch die Fülle an Emotionen haben mich fast erdrückt. Hier kommt die große Kunst des John Inman zum Vorschein. Ich habe viele Bücher von ihm gelesen, doch er schaffte es immer wieder mich zu überraschen und auch zu begeistern.

Auch hier dreht sich viel um Schuld, Verlust, Trauer, Sühne, Reue, Vergebung und Verzeihen. Nicht nur die Vergebung der Opferfamilie und -angehörigen sind Thema, sondern auch die Fähigkeit sich selbst vergeben zu können und einen Neuanfang zu wagen. Gordon und Squirt sind zwei zerbrochene Persönlichkeiten, die sich finden und wohl am tiefsten Punkt ihres Lebens angelangt sind. Sie sind auch beide sehr einsam, vorsichtig und misstrauisch. Doch sie tun einander auch gut und erleben Glück, das sie sich wohl nicht mehr erhofft oder erwartet haben.

Doch kein Geheimnis bleibt je verborgen und das Ende des Buches könnte nicht dramatischer und emotionaler sein. Ganz großes (Kopf)Kino, aber auch sehr intensiv und anstrengend.

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